Fachtagung des Seniorenrings M-V am 22. Mai
Fachtagung des Seniorenrings M-V am 22. Mai

Ehrenamtliches Engagement für eine demokratische Gesellschaft unverzichtbar

Bei der Fachtagung des Seniorenrings M-V am 22. Mai in Schwerin ging es um nichts Geringeres als die Demokratie. „Demokratie leben und gestalten“ war das Treffen der rund 80 seniorTrainerinnen und seniorTrainern aus ganz Mecklenburg-Vorpommern überschrieben. Die Demokratie ist in Gefahr –diese Einschätzung teilten nahezu alle Teilnehmenden. Einigkeit herrschte auch bei der Überzeugung, dass der Zivilgesellschaft gerade in diesen Krisenzeiten eine fundamentale Bedeutung zukomme. Der Einsatz und die Lebenserfahrung der älteren Generation sei unverzichtbar. Für ihr Engagement fordern die Seniorinnen und Senioren bessere Rahmenbedingungen, mehr Anerkennung und Respekt.

„Die Demokratie ist in Gefahr“, sagte Helga Bomplitz, Vorsitzende des Seniorenrings 
M-V, zum Auftakt. Bei allen seinen landschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Vorzügen und Stärken müsse man konstatieren, dass Deutschland ein Sanierungsfall ist. „Die Infrastruktur bröckelt, das Land leidet unter überbordender Bürokratie, im Renten- und Gesundheitssystem explodieren die Kosten, die Gräben in der Gesellschaft vertiefen sich, ein Großteil der Menschen hat das Vertrauen in die Politik verloren“, konstatierte sie. Der Zivilgesellschaft komme gerade in diesen Krisenzeiten eine fundamentale Bedeutung zu. „Demokratie braucht Beteiligung und Mitwirkung“, so Bomplitz. Sie appellierte an die Ehrenamtlichen im Saal: „Wir müssen handeln: Mischen Sie sich ein!“ 

Sylvia Grimm, Staatssekretärin im Sozialministerium M-V, schloss sich diesem Appell an. „Demokratie ist kein Perpetuum mobile“, betonte sie. „Nicht nur wir brauchen die Demokratie – die Demokratie braucht auch uns!“ Sie dankte den seniorTrainerinnen und seniorTrainern für ihr Engagement. „Ihr Einsatz, Ihre Lebenserfahrung sind unverzichtbar“, sagte sie. Die Seniorinnen und Senioren hätten nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, sich einzumischen. Zugleich betonte Grimm: „Ehrenamt verdient Anerkennung und Respekt.“ Mit ihrer Landesengagement-Strategie, die die Landesregierung noch in diesem Jahr dem Landtag vorlegen werde, solle das Ehrenamt gestärkt und noch mehr unterstützt werden. 

Steht unsere Demokratie unter Druck? Diese Frage stellte Dr. Lilian Schwalb, Geschäftsführerin des Bundesnetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement (BBE), an den Anfang ihrer Ausführungen. Ihre Antwort fiel differenziert aus. Ja, viele Menschen seien unzufrieden mit der Demokratie; und ja, ein abnehmendes Vertrauen in den Staat, in die Institutionen sei zu konstatieren. Aber bei der Zufriedenheit mit der Demokratie habe es immer schon Schwankungen gegeben, und die Engagementbereitschaft sei nach wie vor hoch. Die Wahlbeteiligung sei sogar gestiegen; allerdings sei die Informiertheit der Wahlbevölkerung, nicht zuletzt durch Desinformation und Fake News, gesunken. „Die Zivilgesellschaft hat in Deutschland einen hohen Stellenwert“, lautete Schwalbs Fazit. Sie betonte die große Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements auch als Bildungsfaktor: „Vereine und Bürgerinitiativen sind Schulen der Demokratie“, sagte sie. „Hier werden Werte geteilt wie Respekt, Fairness und Toleranz.“

Fachtagung des Seniorenrings M-V am 22. Mai
Fachtagung des Seniorenrings M-V am 22. Mai

Auch Jochen Schmidt, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung M-V (LpB), plädierte für eine differenzierte Beurteilung der aktuellen Probleme. „Natürlich ist die Lage herausfordernd“, räumte er ein. „Aber Krisen gehören zum Leben dazu.“ Auch die demografische Entwicklung solle man nicht nur als bedrohlich wahrnehmen. „Das Anwachsen des älteren Bevölkerungsanteils kann und sollte man auch als Chance sehen!“ Angesichts der Komplexität der Herausforderungen komme der politischen Bildung eine besonders wichtige Rolle zu. Ihr Ziel seien „mündige, kritikfähige und politisch handlungsfähige Bürgerinnen und Bürger“. Die LpB verstehe sich hierbei als Dienstleister für Multiplikatoren durch Beratung, Fortbildung und Projektförderung.

„Demokratie heißt immer Mitmachen – nicht nur am Rand stehen, Applaudieren und Buh rufen“, warb Dr. Daniel Trepsdorf für ehrenamtliches Engagement. Er ist Projektleiter des Regionalzentrums für demokratische Kultur der Landeshauptstadt und plädierte für eine multiperspektivische Herangehensweise. „Aber wir sind nicht neutral“, stellte er klar. „Wir sind wertegebunden – und diese Werte sind im Grundgesetz verankert.“ Demokratie sei ohne normative Bindung nicht möglich. „Toleranz für alle – nur nicht gegenüber Intoleranten!“

Es sei erschreckend, dass das Wort Demokratie fast schon zum Kampfbegriff geworden sei, sagte Elisabeth Blumenschein, Leiterin der Partnerschaft für Demokratie Schwerin. In Mecklenburg-Vorpommern organisieren 24 Partnerschaften die Umsetzung des Bundesprogramms „Demokratie leben“. Natürlich lebe die Demokratie vom Mitmachen, stimmte Blumenschein ihren Vorrednerinnen und Vorrednern zu. In der Partnerschaft für Demokratie gebe es dafür zwei Möglichkeiten: Umsetzung von Projektideen und Beteiligung im zivilgesellschaftlichen Gremium BÜNDNIS. Sie informierte über Möglichkeiten der Förderung von Demokratie-Projekten; die Partnerschaften würden bei der Antragstellung helfen und die Akteure bei der Umsetzung ihrer Projekte begleiten. Die Partnerschaften für Demokratie würden aber auch eigene Demokratie-Projekte initiieren und organisieren, wie zum Beispiel eine jährliche Demokratie-Konferenz.

Zwei weitere Referenten bereicherten die Debatte über den Zustand der Demokratie und die Rolle der Zivilgesellschaft durch Berichte von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit auf kommunaler Ebene.

Manuela Müller ist seit sieben Jahren Bürgermeisterin der Gemeinde Leezen. „Ehrenamtlich“, wie sie betonte. Über Bürgermeister würde oft berichtet – dass viele von ihnen diese verantwortungsvolle und auch zeitaufwendige Funktion ehrenamtlich neben ihrer Berufstätigkeit ausüben, würde aber selten erwähnt. „Die Demokratie ist kein Selbstläufer“, sagte sie. „Man muss sie jeden Tag neu erkämpfen!“ DER Ort, wo sich Menschen engagieren können und wo man sie ins Boot holen könne, sei die Kommune. Dafür brauche es aber immer auch Leute, die vorangehen. Als eine solche Person verstehe sie sich. „Ich höre zu, schlichte Streit, suche Lösungen, schließe Kompromisse.“ Hierfür müsse sie natürlich immer Verbündete gewinnen, und dies Generationen übergreifend. Ihre Empfehlung an die Politiker im Land und Bund: „Immer das Ohr an der Basis haben!“

Auch Wilfried DobbertinseniorTrainer, Silver-Surfer und aktuell Seniorenbeauftragter der Gemeinde Suckow, berichtete begeistert von seiner ehrenamtlichen Arbeit. „Die Momente, die mich glücklich machen, überwiegen bei weitem!“ Die Liste der Aktivitäten, die er für die Seniorinnen und Senioren seiner Gemeinde organisiert, ist lang: Ausflüge, Vorträge, Senioren-Frühstück, Bingo-Nachmittage, Basteln mit Grundschulkindern, Handy- und Tablet-Schulungen und und und. Hierfür habe er eigens einen Verein gegründet, den Sukower Seniorenverein e. V. Man müsse akzeptieren, dass sich die Interessen von Jungen und Älteren oft unterscheiden, so seine Erfahrung. „Aber man darf natürlich nicht versäumen, beide Seiten an einen Tisch zu bringen.“ Mit Blick auf die zukünftige ältere Generation sei aber auch klar: „Wir müssen uns auf neue, aktive Seniorinnen und Senioren einstellen!“

Von admin

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Landesring M-V des Deutschen Seniorenringes e.V.
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