Nichts Geringeres als die Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements stand im Fokus der Fachtagung, zu der der Landesring M/V des Deutschen Seniorenringes e.V. rund 100 seniorTrainerinnen und seniorTrainer am 27. Oktober nach Schwerin ins Ludwig-Bölkow-Haus der IHK eingeladen hatte. Schwerpunkte der Fachvorträge und der Diskussion waren die Forderungen nach einer Landes-Engagementstrategie und nach Entbürokratisierung der Förderpraxis im Ehrenamt.
Helga Bomplitz, Vorsitzende des Landesring M/V des Deutschen Seniorenringes e.V., bekräftigte diese Forderung und appellierte an Landtag und Landesregierung: „Sonntagsreden helfen nicht weiter – was wir brauchen, ist eine Landes-Engagementstrategie.“ Gerade angesichts des Erstarkens rechtspopulistischer Kräfte brauche es eine starke Zivilgesellschaft.
„Wir Politikerinnen und Politiker sind besser als unser Ruf“, entgegnete Ariane Fäscher. Es sei viel passiert, sagte die Bundestagsabgeordnete und verwies auf die Gründung der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, die ihren Sitz in Neustrelitz hat. Angesichts der aktuellen Krisen seien aber andere Rahmenbedingungen erforderlich. „Engagement findet vor Ort statt, in den Städten und Gemeinden“ – dies müsse mitgedacht werden, wenn über eine nationale Engagementstrategie nachgedacht werde.
Dr. Holger Krimmer lenkte das Augenmerk der Tagungsgäste in die Zukunft. „Was müssen wir heute tun, um zukunftsfähig zu sein?“, fragte der Geschäftsführer der ZiviZ gGmbH. Zwar steige die Engagement-Quote, zugleich aber sinke die Bereitschaft zur Übernahme von Führungsaufgaben. Hinzu kämen der Bevölkerungsrückgang, die Überalterung der Gesellschaft und die wachsende soziale Ungleichheit. Dies alles stelle das Ehrenamt vor große Herausforderungen.
Jan Holze, Vorstand der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, sieht die Gründung der Stiftung auch als ein Beispiel dafür, dass „Forderungen und politisches Handeln auch Ergebnisse zeigen“. Die Stiftung biete Service und Beratung, beispielsweise helfe sie bei der Beantragung von Projektförderung, organisiere Seminare und Fachtagungen. „Wir wollen euch helfen, weiter zu helfen“, brachte Holze das Anliegen der Stiftung auf den Punkt.
„Ehrenamt ist nicht nur in Krisenzeiten wichtig“, betonte Loring Sittler, Berater für Fragen des gesellschaftlichen Wandels. Er kritisierte, dass bürgerschaftliches Engagement vorrangig auf die Lösung sozialer Probleme reduziert werde, die die Politik nicht löse. „Wer bürgerschaftliches Engagement sagt, muss gesellschaftliches Engagement meinen!“ Sein Appell an die Tagungsteilnehmerinnen: „Empört euch! Engagiert euch!“
Jochen Schmidt, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, rät bei aller Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation zu mehr Gelassenheit. „Der Demokratie als Regierungsform stimmen 88 Prozent der Bevölkerung in Deutschland zu“, betonte er. Es brauche aber mehr Bürger, die das demokratische System nicht nur akzeptieren, sondern mitgestalten wollen und können. Hierfür sehe sich die Landeszentrale als Service- und Beratungsstelle.




