Das Altern bringt viele Veränderungen – aber auch neue Chancen. Darüber waren sich sowohl die Referentinnen und Referenten als auch die rund 100 seniorTrainerinnen und -Trainer einig, die am 26. September aus ganz Mecklenburg-Vorpommern zur Fachtagung des Seniorenrings M-V nach Schwerin gekommen waren. Unter dem Motto „Gelingendes Altern im Sozialraum und Quartier“ ging es um die Rahmenbedingungen für ein gutes Leben im Alter.

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Zum Auftakt kritisierte Helga Bomplitz, Vorsitzende des Landesverbandes M-V des Deutschen Seniorenrings e. V., dass die gängigen Klischees sowohl über ältere Menschen als auch über Ostdeutsche leider immer noch eher das Trennende zwischen den Generationen und zwischen Ost und West als das Verbindende thematisieren. „Das Abkanzeln der Ostdeutschen scheint Methode zu sein“, stellte sie fest und forderte einen differenzierten Blick auf den Osten und auf die Älteren. „Viele ältere Menschen sind alles andere als gebrechlich und pflegebedürftig, sie übernehmen unterschiedlichste Aufgaben für die Gemeinschaft“, betonte sie. Aber für Engagement auch im Alter brauche es entsprechende Rahmenbedingungen im Land und insbesondere in den Kommunen.

An einer landesweiten Ehrenamtsstrategie werde mit Hochdruck gearbeitet, sagte Christine Klingohr. Die SPD-Landtagsabgeordnete berichtete über den „Runden Tisch gegen Einsamkeit im Alter“, den die Landesregierung im Auftrag des Landtages im Mai 2023 eingesetzt hatte und dessen Abschlussbericht dem Landesparlament Anfang 2025 übergeben werden soll. „Ältere Menschen müssen die Anerkennung, Bildung und Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen!“, betonte Klingohr und würdigte das Engagement der seniorTrainerinnen und -Trainer: „Sie sind die Leuchttürme des Ehrenamtes!“

„Wir entwickeln uns zu einer Gesellschaft des langen Lebens“, konstatierte Prof. Dr. Maximilian König, Internist, Geriater und Epidemiologe an der Universitätsmedizin Greifswald. Auf diese veränderte Lebenswirklichkeit und die damit verbundenen neuen Anforderungen müssten die Kommunen konkrete Antworten finden. Ein zentraler Aspekt für gelingendes Altern sei die Wohnsituation. Es bestehe ein großer Bedarf an Beratung zur Wohnungsanpassung. König leitet das Projekt „Landesfachstelle Wohn- und Digitalisierungsberatung in Mecklenburg-Vorpommern“ mit zunächst zwei Standorten im Land (Schwerin und Wolgast). Ziel aller Bemühungen müsse es sein, dass die Menschen trotz altersbedingter Einschränkungen ein selbstwirksames Leben führen können.

Ein seniorenpolitisches Gesamtkonzept für den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte stellten Michael Löffler, Sozialdezernent im Landkreis MSE, und Dr. Christiane David, Koordinatorin Jugendservice MSE, vor. Sie fokussierten ihre Ausführungen auf vier Aspekte für erfolgreiches Ehrenamt: veränderte Ehrenamtsmechanismen, Nachwuchsgewinnung, verlässliche Rahmenbedingungen und Wertschätzung der Aktiven.

Tanja Blankenburg, Referatsleiterin im Wirtschaftsministerium M-V, erläuterte die Arbeit der Arbeitsgruppe 1 „Raumplanung und Wohnformen“ des Runden Tisches gegen Einsamkeit im Alter. „Einsamkeit ist ein subjektives Gefühl und kann nicht geheilt werden“, so Blankenburg. Jedoch könne man zahlreichen Maßnahmen zur Prävention ergreifen. Wichtig sei ein Dritter Ort, an dem man sich jenseits von Wohnung und Arbeit begegnen und austauschen könne. Als einige Beispiele nannte sie Plauderbänke, Gemeinschaftsgärten und Friedhofscafés. Diese Treffpunkte müssten in „Pantoffelnähe“, also gut erreichbar, sowie ohne Konsumzwang für alle zugänglich sein.

„Der Dritte Ort muss ein Ort sein, der viele unterschiedliche Menschen anlockt und aktiviert“, konkretisierte Annalena Jonetzko von der Körber-Stiftung. Sie stellte als einen solchen Begegnungsraum in der altersfreundlichen Stadt das „Körberhaus“ in Hamburg vor. Als Public Private Partnership von Körber-Stiftung und Bezirksamt Bergedorf vereine es neun Partnerorganisationen unter einem Dach, die alle sowohl eigene Räumlichkeiten als auch Gemeinschaftsräume nutzen und zwanglose Begegnungen und Beteiligung von Menschen unterschiedlichen Alters, sozialen und kulturellen Hintergrunds ermöglichen.

„Quartiersarbeit wird meist projektbezogen und damit zeitlich befristet geleistet“, sagte Dr. Ruth Bördlein aus Greifswald. Soziale Arbeit aber sei Beziehungsarbeit – das Auslaufen von Projektförderung führe nicht selten zu Brüchen oder sogar Abbruch. Greifswald habe deshalb Quartiersarbeit verstetigt – als Quartierskoordinatorin gehört Bördlein zur Stadtverwaltung. In der Stadt gebe es in den einzelnen Stadtteilen zahlreiche Begegnungsangebote. Das Quartiermanagement habe eine Schnittstellenfunktion, um die unterschiedlichen Partner zu vernetzen. Unverzichtbar sei eine gesicherte personelle Ausstattung in den Einrichtungen.

Von admin

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